Orgel und Akkordeon fanden in der Kirche zu Kördorf zu einem außergewöhnlichen Konzert zusammen. Weshalb das so sehr passte und die Gäste des Konzerts auf den bis auf den letzten Platz besetzten Kirchenbänken außerordentlich entzückt waren, ist auch technisch ganz einfach zu erklären: Die Orgel und das Akkordeon haben überraschend viele Gemeinsamkeiten: Beide nutzen Luft zur Klangerzeugung – die Orgel leitet sie durch Pfeifen, das Akkordeon durch Metallstimmzungen. Trotz ihrer Unterschiede verbindet sie das Prinzip der Luft als Klangquelle und ihre beeindruckende Vielseitigkeit! Letztlich war es jedoch auch das Programm, welches Kirchenmusiker Uwe Weiland zusammen mit der Organistin der Kirchengemeinde Kördorf, Anke Scheurer, zusammengestellt hatten. Beide waren die Ausführenden an den Instrumenten.
Das Konzert begann ganz klassisch mit dem Orchesterstück von Georg Friedrich Händel „Einzug der Königin von Saba“, das oft bei feierlichen Anlässen gespielt wird. Das Stück zeichnet sich durch seine barocke Pracht und lebendige Melodieführung aus. Es wurde sogar bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012 verwendet, als James Bond (Daniel Craig) Königin Elisabeth II. begleitete.
Die Konzertstücke hatten alle eine Überschrift. Dem festlichen Auftakt folgten die „Tänze“, gespielt auf dem Akkordeon und der Orgel - hier waren schon hier und da wippende Füße oder mitschwingende Kopfbewegungen zu sehen. Rondo und Tango, beides musikgeprägte Formen, die stark auf Wiederholung und Kontrasten basieren. Im Rondo kehrt das Hauptthema immer wieder zurück und wird von verschiedenen Zwischenteilen unterbrochen. Der Tango lebt ebenfalls von wiederkehrenden rhythmischen und melodischen Motiven, die oft dramatische Spannungen und emotionale Kontraste erzeugen. Beide haben eine starke rhythmische Identität: Während der Tango seinen markanten, synkopierten Rhythmus hat, der ihn sofort erkennbar macht, nutzt das Rondo eine klare Struktur, die ihm eine eingängige Dynamik verleiht. Eine Überschrift wäre: Ein Rondo tanzt mit musikalischen Themen, so wie ein Tango mit Emotionen spielt!
Gastgeberin in der Kirche zu Kördorf war Pfarrerin Antje Dorn. Nach ihrer Begrüßung sprach sie zum Thema „Suche Frieden und jage ihm nach“, der kirchlichen Jahreslosung für 2019. Dieser Vers, entnommen aus Psalm 34, 15, fordert dazu auf, aktiv nach Frieden zu streben und sich nicht mit dem Status quo des Bösen oder Konflikts zufrieden zu geben. Eindrucksvolle und nachdenkliche Worte, die mehr denn je in die Zeit passen. Danach ein „musikalisches“ Gebet um Frieden an der Orgel 4-händig, Dona Nobis Pacem (übersetzt „Gib uns Frieden“) von Johann Sebastian Bach.
Der Chor „Vokalis“ das bedeutet „klangvoll singen“ hatte dann seinen Auftritt. Herbert Eckhardt, Moderator des Konzertes, stellte den Chor vor. Als vor wenigen Jahren sowohl der Männerchor als auch der Frauenchor in Kördorf ihre Sangestätigkeit aufgeben mussten, bildete sich 2013 zunächst ein Projektchor, der sich 2024 als Verein gründete. Aus zunächst 18 Sängerinnen und Sängern sind inzwischen 28 geworden. Chorleiter – und ihm haben die Chormitglieder Entscheidendes zu verdanken -, ist Uwe Weiland. Sie erfreuten mit Liedern wie „Give peace“, „Halleluja“, „Here comes the sun“ oder „Hey Jude“ und später mit einem Beatles-Medley das Publikum.
„England und Irland“ war die weitere musikalische Überschrift. „Danny boy“, Das Lied drückt Abschied, Sehnsucht und Hoffnung auf Wiedersehen aus - Greensleeves“, ein berühmtes englisches Volkslied, „Summertime“, „Gymnopedie Nr. 1“ für Akkordeon und Orgel setzten das Programm fort. Es folgten die Musikstücke mit der Überschrift „Alles Walzer“ mit dem Wiener Walzer und dem Lied "Sous le Ciel de Paris". Beide Stücke vermittelten eine nostalgische und romantische Stimmung und Atmosphäre.
Es folgten Stücke mit der Überschrift „Filmmusik“- Pirates of the Aegean" ist eine Komposition von David Bruce, inspiriert von Filmmusiken wie Pirates of the Caribbean. "Can You Feel the Love Tonight" ist ein berühmter Song von Elton John, geschrieben von Tim Rice für den Disney-Film Der König der Löwen.
„The Entertainer", eines der bekanntesten Ragtime-Stücke von Scott Joplin, komponiert im Jahr 1902, bildete nach dem Segen von Pfarrerin Antje Dorn den Abschluss des Konzertes. Es folgt der typischen Ragtime-Struktur mit einer klaren rhythmischen Bewegung und einer eingängigen Melodie. Das Stück wurde besonders durch den Film Der Clou (1973) populär und ist heute ein Synonym für Ragtime-Musik.
Wolfgang Scheurer erläuterte dem Publikum, dass das sehr warme Sommerwetter, die hohen Temperaturen in der Kirche und damit für die Orgel, im Vorfeld oft für Verzweiflung bei den Ausführenden sorgte. An jedem Morgen um 5 Uhr musste für Belüftung gesorgt werden. Aber: Das Konzert glückte. Kaum möglich zu sagen, welches der Musikstücke der Höhepunkt des Spätnachmittags waren. Das Publikum erhob sich zum Applaus und drehte sich in Richtung Orgel.
Unter den Kastanienbäumen vor der Kirche war ein Umtrunk vorbereitet. Wie schön, dass die Besucher mit ihren Gedanken zu diesem wundervollen Konzert Gelegenheit zu einem Austausch hatten.
Uschi Weidner